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Konflikte als Entwicklungshelfer

Konflikte sind typische Begleiter von Entwicklungsprozessen. Bevor ein Durchbruch auf eine nächste Ebene des Miteinanders erfolgen kann, müssen zuerst die gegensätzlichen Kräfte aneinander reiben.

In einer Beziehung gibt es dazu genug Anlass. Einerseits weil Mann und Frau so unterschiedliche Wesen sind, andererseits weil sich Menschen und ihre Lebensumstände im Laufe der Jahre verändern. Das zwingt die Partner dazu, sich miteinander auseinander zu setzen, wenn sie nicht im grauen Alltag untergehen wollen.

Wenn langjährige Paare auf ihre Beziehung zurück sehen, dann stellen sie meist fest, dass sie oft lange Jahre über bestimmte “Kern-Themen” gestritten haben, bis es zu einer für beide Teile befriedigenden Lösung kommen konnte. Viele bedauern dann rückblickend, dass sie so viel Frustration, Zorn und Tränen notwendig war, bis es endlich zu einer Lösung kam. Ich kann Ihnen die Auseinandersetzung nicht ersparen, ich kann Ihnen aber helfen, die Stunden des Streits abzukürzen.

Achtung: Diese Übung sollten Sie nicht machen, wenn Sie sich gerade nicht so gut verstehen oder sogar gerade heftig über dieses Thema streiten. Ideal ist der Zeitpunkt, wenn Sie sich beide entspannt und stabil fühlen und neugierig sind aufeinander. Sie sollten durch die vorhergehenden Abschnitte auch schon etwas im Dialog geübt sein.

Sehen Sie sich als Partner bei der Konfliktlösung

Um zu einer Lösung zu kommen, brauchen Sie einiges an Selbstreflexion,  Klarheit und Kooperationsbereitschaft. Einfach Nörgeln oder Kritisieren und schließlich Streiten wäre definitiv der falsche Weg. Ihre heutige Aufgabe teilt sich deshalb in mehrereTeile:

1) Die Entwicklungspotenziale individuell erkennen

Sie können ein Gefühl für die Entwicklungspotenziale bekommen, wenn Sie sich zunächst vorstellen, wie Sie mit Ihrem Partner / Ihrer Partnerin gut leben möchten. Das kann die unterschiedlichsten Bereiche umfassen, beispielsweise …

  • Wie sie miteinander kommunizieren und sich austauschen
  • Wie Sie im Alltag zusammenspielen und mit Zeit, Geld, etc. umgehen
  • Wie Sie Ihr Liebesleben gestalten, damit es für beide gut passt
  • Wie Sie als Eltern zusammenspielen und sich gegenseitig ergänzen
  • usw.

2) Die Themen zusammentragen

Teilen sie sich jetzt gegenseitig Ihre Entwicklungspotenziale mit, die sie gefunden haben. Versuchen Sie dabei keinesfalls in eine Haltung von Anklage oder Verteidigung  zu gehen. Sehen Sie sich eher als Forscher, die kooperativ und neugierig zusammentragen, was sie erkennen können.

Erstellen Sie daraus eine kleine Liste. Schreiben Sie groß drüber: Unsere Entwicklungspotenziale!

Bewerten Sie dann gemeinsam, wie wichtig diese Themen Ihnen selber und dem Partner sind.

3) Dialog über ein Entwicklungspotenzial

Für diesen Dialog wählen Sie eines der Themen aus dieser Liste.

Machen Sie sich zuvor Ihre gute Verbindung bewusst, indem sie sich berühren oder umarmen. Erst wenn Sie ein ganz gutes Gefühl zueinander haben, beginnen Sie den Dialog.

Wieder ist es besonders wichtig, als SenderIn sachlich und freundlich zu sein. Als EmpfängerIn ist die beste Haltung Offenheit und Neugier. Vergessen Sie auch nicht das “Spiegeln” nach jeder Zeile!

  1. Wo ich gerne weiterkommen möchte … (nennt Entwicklungsthema)
  2. Das ist mir deshalb so wichtig, weil ich … (beschreibt Situation, Bedürfnisse …)
  3. Im Idealfall stelle ich mir das so vor … (beschreibt das Zusammenspiel)

An dieser Stelle fasst der Empfänger alles zusammen. Wenn alles gut gehört wurde wird gewechselt. Nun geht der neue Sender auf dasselbe Thema ein. Der neue Empfänger spiegelt wieder und fasst am Schluss zusammen.

  1. Wie es mir geht mit dem Thema … (Zustimmung oder Bedenken)
  2. Was mir auch wichtig ist … (Gemeinsamkeiten)
  3. Was die Sache erschwert … (Hindernisse)
  4. Was ich mir aber vorstellen könnte … (möglicher Entwicklungsweg)

Halten Sie anschließend auf einem Blatt Papier sachlich (mit Formulierungen, denen beide zustimmen können) fest:

  • Worin wir uns einig sind
  • Was wir unterschiedlich sehen

Wenn Sie soweit sind, dann haben Sie gute Arbeit geleistet, selbst wenn jeder die Sache von einer anderen Seite sieht. Versuchen Sie die Sichtweise des anderen zu verstehen. Schlafen Sie drüber.

Sehr oft genügt der bisherige Prozess, um Bewusstsein zu schaffen und die kleinen oder größeren Veränderungen stellen sich ganz von selbst ein.

4) Eigene Entwicklungspotenziale

Das ist vielleicht ein großer Schritt, denn Sie begeben sich als jeweiliger Sender bzw. Senderin heraus aus bisherigen Gewohnheitsmustern. Wenn es Ihnen gelingt Ihre Komfortzone zu erweitern, winkt allerdings als Lohn ein kleines Stück Persönlichkeitsentwicklung.

Versprechen Sie nichts, was Sie wahrscheinlich nicht einhalten können. Viel wichtiger ist ein kleiner Schritt, der Ihnen wahrscheinlich gelingen wird. Später kann man weiter sehen.

Sie müssen sich auch nichts vornehmen, was ihr ganzes Leben hält. Probieren Sie es einfach mit ein oder zwei  Monaten. Das genügt, um in unserem Hirn neue Neuronen Bahnen zu knüpfen.

  1. Bis jetzt habe ich in dieser Situation so gehandelt … (beschreibt was üblich war)
  2. Als Geschenk an unsere Beziehung möchte ich in der nächsten Zeit … (beschreibt neues Verhalten)
  3. Ich könnte mir vorstellen, du fühlst dich dann …
  4. Indem ich in dieser Form neu handle, wird meine eigene …. wachsen können
    (z.B. seelische Muskeln wie Großzügigkeit, Gelassenheit, Gutmütigkeit, Toleranz, Stabilität, Aufmerksamkeit, Verlässlichkeit, usw.)

Der Empfänger spiegelt das alles, fasst zusammen und bedankt sich. Dann wird gewechselt, und der neue Sender beschreibt seinen Beitrag.

Schließen Sie die Übung wieder ab mit einer Umarmung.

Gleich nach dem Dialog: Nachdem beide Sender und Empfänger waren, blicken Sie noch einmal zurück auf Ihr Gespräch (der Partner könnte Ihre Einschätzung als Übung spiegeln):
  1. Ich habe mich bei unserem Gespräch …. gefühlt.
  2. Was mir besonders gut getan hat, war …..
  3. Was für mich nicht so leicht war …..
  4. Worauf ich neugierig bin …
Nach einiger Zeit, als es Gelegenheit gab, das neue Verhalten anzuwenden:
  1. Mir ist aufgefallen, dass du …
  2. Ich selber habe …
  3. Für mich war es angenehm/leicht/schwierig …
  4. Was ich in Zukunft …

Empfehlungen für Ihre weitere Vorgangsweise:

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